10 Jahre nach dem Mord an Michele Kiesewetter

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Vor zehn Jahren wurde die Polizistin Michele Kiesewetter in Heilbronn ermordet und ihr Kollege schwer verletzt. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft waren in diesen Jahren geprägt von falschen Spuren denen nachgegangen wurde und nicht verfolgte Spuren, die einfach ignoriert wurden. Am Anfang ging die Polizei davon aus, dass die Tat von einer Gruppe  reisender Roma verübt wurde.

Erst nach der Selbstenttarnung des NSU Trios vollzog die Bundesstaastsanwaltschaft eine Kurskorrektur. Die rassistisch geprägten Ermittlungen wurden eingestellt und Mundlos und Böhnhardt als Täter präsentiert. Auf dem Bekennervideo das Beate Zschäpe auf ihrer Flucht verschickt hat ist eine kurze Sequenz mit Bildern vom Tatort in Heilbronn zu sehen.

Zehn Jahre nach dem Mord sind aber nach wie vor viele Fragen ungeklärt und die Staatsanwaltschaft zeigt auch keine Anzeichen sie klären zu wollen. Da ist beispielsweise die Frage warum wurde gerade Michel Kiesewetter ermordet. Bereits früh war klar, dass die Polizistin wie die Täter aus Thüringen kam. Der NSU ist aus dem Netzwerk Thüringer Heimatschutz hervorgegangen. Hier hatten sich unterschiedliche Kameradschaften und Nazigruppen unter der Führung von Tino Brandt organisiert. Teile dieser Gruppen hatten Kontakte zu Kriminellen, die im Handel mit Waffen und Rauschgift verstrickt waren. Genau in diesem Milieu hat Michele Kiesewetter in Süddeutschland immer wieder  verdeckt ermittelt. Am Tag vor ihrem Mord war sie mit einem Kollegen in einer Böblinger Pizzeria verabredet. Vor dem baden-württembergischen Untersuchungsausschuss hat er gesagt, dass sie sich an dem Abend verfolgt und bedroht gefühlt hat.

Eine Auswertung der Funkzellendaten am Tatort hat ergeben, dass im Bereich des Tatorts allein 16 Handys eingeloggt waren, deren Besitzer Bezüge zur organisierten Kriminalität Osteuropas hatten. Obwohl die ermittelnden Beamten die Spur für so wichtig hielten, dass sie ihr weiter nachgehen wollten, wurden sie von der Staatsanwaltschaft gestoppt.

Die Staatsanwaltschaft hallt auch bis heute alle Zeugen für unglaubwürdig, die unabhängig von einander mehrere Männer gesehen haben, die vom Tatort geflohen sind. Einer von ihnen soll „Davej, davej“ gerufen haben, bevor er in ein vorbeifahrendes Auto gesprungen ist. Davej ist russisch und heißt schnell.  Trotz aller Hinweise, dass es mehr als zwei Täter gegeben haben muss, beharrt die Bundesstaatsanwaltschaft auf der These der Einzeltäter.

Vielleicht will die Bundesanwaltschaft verhindern, dass bekannt wird, wie viele Mitarbeiter von unterschiedlichen Geheimdiensten vor Ort, oder in unmittelbarer Nähe waren.

Bei dem Untersuchungsausschuss in Baden-Württemberg hatte sich vor einigen Wochen eine Rechtsanwältin gemeldet, die aussagte, dass eine „Kontaktperson“ ihr gesagt hat, zur Tatzeit auf der Theresienwiese in Heilbronn gewesen zu sein und dass es um Waffengeschäfte gegangen sei. Die Anwältin war eine der Verteidigerinnen im Prozess gegen die Sauerlandgruppe. Bei der Gruppe handelte es sich um Islamisten, die in Deutschland einen Anschlag verüben wollten, aber bereits während der Planungen von Verfassungsschutz und LKA überwacht worden sind.

Ein Verfassungsschützer aus Stuttgart war zu der Zeit ebenfalls auf dem Weg zur Heilbronner Theresienwiese. Er wollte sich nach eigenen Angaben mit einem Informanten aus der Ulmer und Neu-Ulmer Salafistenszene treffen. Zu diesem Treffen sei es dann aber wegen der hohen Polizeipräsenz nicht gekommen. Auf dem Weg nach Heilbronn wurde ein Auto wegen zu hoher Geschwindigkeit geblitzt. Als die Polizei das Kennzeichen prüft staunen sie nicht schlecht auf ein Auto gestoßen zu sein, dass vom amerikanischen Geheimdienst benutzt wird. Mittlerweile ist klar, dass ein Mitarbeiter des FBI auf dem Weg nach Heilbronn war. Der türkische Geheimdienst soll ebenfalls mit mindestens einer Person vor Ort gewesen sein.

Was wenn zwei Geschehen fast zur selben Zeit am gleichen Ort stattgefunden haben. Zum einen war das Treffen mit einem Informanten aus der Islamistenszene  geplant. Vielleicht sollten sie wirklich mit Waffen versorgt werden. Das treffen muss so brisant gewesen sein, dass Mitarbeiter von Geheimdiensten aus verschiedenen Ländern anwesend sind, oder sich auf dem Weg nach Heilbronn befinden. Gleichzeitig  findet der Mord an Michele Kiesewetter statt. Wegen der hohen Polizeipräsenz findet dann das Treffen  nicht statt. Um die Operation der Geheimdienste zu decken unternimmt die Bundesstaatsanwaltschaft alles was in ihrer Macht steht um von ihr abzulenken.

Wenn die Ereignisse rund um den Mord an Michele Kiesewetter so betrachtet werden ergibt auf einmal vieles Sinn.

Fast zur Nebensache wurde es dann, dass ein Filmteam des SWR, das Aufnahmen anschaute, die kurz nach dem Mord gemacht worden sind, den Schriftzug des NSU an einer Wand in der Nähe des Tatorts entdeckten. Für das LKA bestand die Heilbronner Naziszene nur aus Trinkern, die sich einfach volllaufen ließen.

Veröffentlicht in der Zeitschrift antifa Nr. 3 2017

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About Janka Kluge

Seit über vierzig Jahren bin ich in der antifaschistischen Bewegung aktiv. Es ist mittlerweile über dreißig Jahre her, dass ich einen ersten Vortrag über neonazistische Strukturen gehalten habe. Im Laufe der Zeit sind viele Vorträge, Reden auf Kundgebungen und Demonstrationen und Artikel zu dem Thema dazu gekommen. Die meisten davon habe ich in Zeitungen der VVN-BdA veröffentlicht. Im Freien Radio für Stuttgart arbeite ich seit über 25 Jahren mit. in der Folge sind an die 2000 Nachrichten- und Kultursendungen entstanden.